Kirche

Die Geschichte der Orgel der St. Othmarkirche

Die Orgel der St. Othmarkirche in Mödling hat eine lange und bewegte Geschichte, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht. Sie spiegelt die Entwicklung der Orgelmusik sowie die technischen und künstlerischen Fortschritte im Orgelbau wider.

Frühe Anfänge

Bereits 1640 wurden in der „Instruction für die Kirchen- und Schuldiener in Mödling“ erstmals die Begriffe „Organist“ und „Regal“ erwähnt. Dies beweist, dass zwischen den Türkenbelagerungen Orgelmusik – wenn auch in bescheidener Form – in der Kirche erklang.

Bau der ersten Orgel (1727)

Im Jahr 1727 wurde eine einmanualige Orgel mit Pedal errichtet, vermutlich von Joseph Wiebel. Das Chronogramm an der Orgelbrüstung bezeugt diese Bauphase:
Laudetur Altissimus in Organistubis et Citharis
(MDCLLVVVVIIIIIII = 1727).
Der dreiteilige Mittelteil des Orgelgehäuses stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

Erweiterungen und Reparaturen (1746–1897)

  • 1746: Reparatur durch Simon Burckhardt.
  • 1777: Franz Xaver Christoph ergänzte die Orgel um ein Rückpositiv und vergrößerte das Gehäuse für 1.700 Gulden.
  • 1803, 1824, 1839, 1855: Verschiedene Reparaturen durch lokale Orgelbauer, darunter Josef Loyp und Alois Hörbiger.
  • 1897 (vermutlich): Ein elektrisches Gebläse wurde eingebaut, was die Bedienung der Orgel erheblich erleichterte.

Modernisierungen im 20. Jahrhundert

  • 1929: Der Orgelbauer J. M. Kauffmann baute die Orgel umfassend um. Das Rückpositiv wurde stillgelegt, und die Traktur wurde auf pneumatischen Betrieb umgestellt. Kosten: 25.000 Schilling.
  • 1937/1938: Reinigung und Neuintonierung durch Philipp Eppel aus Wien.
  • 1955–1967: Mehrfache Reparaturen und Überarbeitungen, unter anderem durch die Firma Walcker. Dabei wurden zwei Register geändert und ein neuer Ventilator eingebaut.

Die neue Orgel (1983)

Nach der Restaurierung der Kirche wurde 1983 eine komplett neue Orgel mit mechanischer Traktur durch die Firma Walcker-Mayer gebaut. Diese wurde in das denkmalgeschützte Gehäuse integriert, und das Rückpositiv wurde wieder aktiviert.

  • Kosten: 2,8 Millionen Schilling (ca. € 204.000).
  • Weihe: Am 8. Januar 1984 durch Weihbischof Krätzl.
  • Seitdem finden jährlich Konzerte im Rahmen des „Mödlinger Orgelsommers“ statt.

Erweiterungen und Wartungen (2001–2013)

  • 2001: Die Orgel wurde entstaubt, und das Register „Rankett 16’“ wurde durch „Oboe 8’“ ersetzt.
  • 2005: Ein Prinzipalbass 16′ aus der abgetragenen Orgel des Stifts Kremsmünster wurde integriert. Eine spezielle Schaltung erzeugte einen 32-Fuß-Effekt. Die Erweiterung wurde am 1. April 2005 abgeschlossen.
  • 2012/2013: Einbau eines Zimbelsterns (Leihgabe), Feinregulierung der Spieltraktur und Ergänzung neuer Manubrien mit keramischen Beschriftungen.

Heutiger Zustand

Die Orgel verfügt über 34 Register mit insgesamt 2.226 Pfeifen.

Weiterführende Informationen

Detaillierte Beschreibungen der Orgel und ihrer Geschichte sind in der Festschrift „Orgeln und Orgelspiel in St. Othmar“ von Herbert Rotter zu finden. Diese kann in der Pfarrkanzlei für € 12 erworben werden.

Die Orgel der St. Othmarkirche ist nicht nur ein beeindruckendes Instrument, sondern auch ein wichtiges Kulturgut, das die musikalische Tradition und Geschichte Mödlings bewahrt.

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Glockner Swen