Die Grabsteine der Othmarkirche in Mödling sind beeindruckende Zeugnisse der Geschichte, die von bedeutenden Persönlichkeiten und der Entwicklung der Kirche erzählen.
Herzog Przemysl von Troppau
Im Jahr 1469, anlässlich einer Wallfahrt nach Rom, erwirkte Kaiser Friedrich III. die Zustimmung von Papst Paul II. zur Errichtung zweier neuer Bischofssitze in Wien und Wiener Neustadt. In Folge war Mödling von 1475 bis 1556 eine Pfründe des Wiener Domdechanten. Einer von ihnen, Herzog Przemysl von Troppau, der auch Domherr in Breslau, Olmütz und Wien war, nahm seine Aufgabe als Pfarrer von Mödling äußerst ernst.
Während seiner Amtszeit wurde die heutige Othmarkirche erbaut. Der Vorgängerbau blieb dabei teilweise erhalten, sodass weiterhin Gottesdienste stattfinden konnten. Dies belegen Einträge in den Grundbüchern von Heiligenkreuz und den Augustinern aus den Jahren 1430, 1450 und 1497.
Herzog Przemysl starb am 17. Februar 1493 und wurde an der Nordwand der Kirche beigesetzt. Sein Grabstein trägt die lateinische Inschrift:
Anno Domini 1493. 17. Februarii obiit hic illustris princeps Primislaus Opavie dux. Wratislaviensi, Olemucensis et Wiennensis Ecclesiarum canonicus, plebanus hic in Medling atque decanus Wienne Austrie, cuius anima vivat Deo. Amen.
Sein Wohnsitz, der Herzoghof in Mödling, trägt bis heute sein Wappen neben dem österreichischen Bindenschild und dem Reichsadler.
Margarete Ludmannstorferin
An der Südwand der Kirche, nahe dem Choraufgang, befindet sich der prächtige, drei Meter hohe rote Marmorgrabstein von Margarete Ludmannstorferin, geborene Eyczinger. Sie war die Witwe von Stephan Ludmannstorfer und verstarb im Jahr 1444.
Margarete und ihr Sohn Oswald hatten 1438 die Veste Liechtenstein erworben. Drei Jahre später verkaufte sie ein Grundbuch an das Kloster St. Jakob in Wien, welches heute im Stadtarchiv Mödling wertvolle Informationen über damalige Hausbesitzer liefert.
Der Grabstein, der noch aus der Vorgängerkirche stammt, zeigt:
- Das Wappen der Ludmannstorfer: Drei schräg angeordnete Kugeln mit einer Helmzier aus geschweiften Hörnern und Kugeln.
- Das Wappen der Jörger: Zwei Pflugscharen mit einer Helmzier.
Die Inschrift lautet:
Anno Domini tausend vierhundert und in dem vierundvierzigsten ist gestorben die ida frau, Frau Margret Ludmannstorferin an Gotsleichnams Abent, der Got gnad.
Grabsteine der Othmarkirche
Zahlreiche weitere Grabsteine aus der Zeit nach 1400 sind an den Innen- und Außenwänden der Othmarkirche zu sehen. Ursprünglich lagen sie auf dem Boden der Kirche, wurden jedoch 1897 aufgestellt, was die genaue Lage der Gräber in Vergessenheit geraten ließ.
Bei der Restaurierung der Kirche im Jahr 1982 wurden die Grabsteine mit einer Mauerhinterlüftung versehen, um sie vor Wasserschäden zu schützen.
Einblick in die Vergangenheit
Die Grabsteine der Othmarkirche sind nicht nur Denkmäler, sondern auch wertvolle historische Quellen, die von den Persönlichkeiten und Ereignissen erzählen, die Mödling über die Jahrhunderte geprägt haben.